Mittwoch, 18. Dezember 2013

Kurzgeschichte ~ Die Spieluhr!

Die Geschichte für die Kalenderaktion von  

Die Spieluhr!

Es war wundervoll. Ich war wie gefangen. Mein Blick starr nach vorne gerichtet. Angezogen von dem Wundervollen Tanz und der leise klingenden Musik, die jegliche miese Stimmung vertrieb und einen in Trance versetzte. Ich lächelte und beobachtete wie geschickt die Tänzerin sich bewegte. Ihre fließenden Bewegungen saßen. Kein Fehler. Auch ihr Partner tanzte ohne einen einzigen Fehler. Sie bewegten sich im Perfekten Einklang. Es war magisch.
Ich bewegte mich nicht. Es war traumhaft schön. Wie gern hätte ich meine Hand ausgestreckt nur um das tanzende Paar einmal zu berühren können. Doch ich wollte den Tanz nicht unterbrechen. Ich schloss die Augen und stellte mir vor, selbst die Frau zu sein. In den weißen Seidenkleid und den hübschen schuhen zu tanzen, mit einem Partner der sich genauso geschmeidig bewegte wie ich selbst. Als ich die Augen wieder öffnete, verklang die Musik und der Tanz hatte geendet. „Nochmal.“ bat ich. Schon kurz darauf ging der Tanz weiter. Die gleichen Bewegungen. Die gleiche Melodie. Der gleiche Rhythmus. Doch nicht weniger umwerfend als zuvor. Lächelnd sah ich erneut dem tanzenden Paar zu.
Melinda.“ hörte ich aus der Ferne eine Stimme zu mir dringen. Ich riss erstaunt die Augen auf, als ich die Stimme meiner Mutter erkannte. „Hey Träumerin  Wach auf.“ sagte meine große Schwester Helena zu mir und schnipste energisch mit den Fingern vor meinem Gesicht herum. Ich drückte ihre Hand nach unten und sah sie vorwurfsvoll an. „Was ist denn?“ fragte ich nicht besonders freundlich. Ich wollte mich wieder den tanzenden zuwenden. „Gib mir endlich meine Spieluhr wieder.“ beschwerte sich Helena. Enttäuscht sah ich sie an. „Ich will sie nur noch einmal durchlaufen lassen. Bitte Helena.“ flehte ich. „Nein. Gib sie mir zurück. Ich habe sie geschenkt bekommen.“ fauchte meine Schwester. Enttäuscht nahm ich die kleine Spieluhr in die Hand und klappte sie rasch zu bevor ich sie meiner Schwester wiedergab. Gierig griff sie danach und öffnete sie. „Die gehört mir.“ sagte sie noch einmal und warf mir einen Schadenfrohen blick zu. „Du musst nicht traurig sein Melinda. Du bekommst doch auch ein Weihnachtsgeschenk.“ sagte meine Mutter und zog eine kleine Schachtel hinter ihrem Rücken hervor. Sofort hellte sich meine Miene auf und ich griff nach dem Geschenk. Ich wollte auch eine eigene Spieluhr haben. Hastig öffnete ich das Schächtelchen und mein lächeln gefror. In der schachtel lag eine Armbanduhr. Sie war golden und sah ziemlich Wertvoll aus. Doch war es keine Spieluhr. Ich rang mir ein lächeln ab. „Danke Mama. Die ist Super.“ brachte ich hervor. Meine große Schwester lächelte hinter dem Rücken meiner Mutter schadenfroh und wedelte mit ihrer Spieluhr. Ich stand dennoch auf und umarmte meine Mutter. „Genau das was du dir gewünscht hast nicht war?“ fragte meine Mutter. War das etwa ein hoffnungsvoller Unterton in ihrer Stimme? „Ja. Die ist total cool Mama. Ich bin so froh das ich nicht die Spieluhr sondern die Armbanduhr bekommen habe.“ ich strahlte meine Mutter mit einem fälschlichen lächeln an. Sie tätschelte mir den Kopf. „Ich wusste sie würde dir gefallen.“ sagte sie nur.

Ich weinte. Ich lag in meinem Bett und die tränen flossen unaufhörlich. Das war nicht fair. Wieso hatte Helena diese wundervolle Spieluhr bekommen, die sie nicht einmal zu schätzen wusste und ich diese blöde Armbanduhr? Ich war so enttäuscht und wütend. Ich sah auf die Uhr. 23:24 Uhr. Ich schloss die Augen und brachte noch einen letzten verzweifelten Seufzter hervor, bevor ich einschlief.

Leise, liebliche Musik weckte mich. Sie drang an mein Ohr und sicher wäre ich in die Höhe geschossen wenn sie nicht so beruhigen geklungen hätte. Ich setzte mich auf und lauschte. Hatte die blöde Helena etwa extra um mich zu ärgern ihre Spieluhr vor die Tür gestellt? Aber nein. Die Melodie erklang ganz aus der nähe. Ich beugte mich über meinen Nachtschrank und knipste die Lampe an. Es war Zwölf Uhr. Das gab es doch nicht. Die Uhr. Meine Armbanduhr hatte eine klappe geöffnet. Dort wo vorher das Zifferblatt gewesen war tanzte nun ein fröhliches Pärchen auf der kleinen Fläche. Dazu spielte eine wunderschöne Musik. Viel zauberhafter als die der Spieluhr meiner Schwester. Ich nahm die Uhr in die Hand und strahlte über das ganze Gesicht. Das war ein wundervolles Geschenk von Mutter. Mit der Uhr fest an die Brust gedrückt und der süßen Melodie im Hintergrund schlief ich ein.


 „Mama. Mama. Sieh mal.“ am nächsten Morgen pünktlich um Zwölf Uhr spielte meine Uhr erneut. Meine Mutter riss erstaunt die Augen auf. „Huch. Ich wusste ja gar nicht das die Uhr auch spielen kann. Ich könnte Wetten es wäre eine völlig normale Armbanduhr gewesen. Wie Merkwürdig.“ sagte meine Mutter und lächelte. Fasziniert sah ich wieder zu meiner Uhr am Handgelenk hinab. „Nicht Merkwüdig Mama. Ein Weihnachtswunder.“ sagte ich. Meine Mutter lachte und ich...ich sah den Paar beim Tanzen zu. Ganz in der Musik versunken. 

3 Kommentare:

  1. Danke fürs mitmachen ich lese sie später

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  2. Später bedeutete wohl über ein halbes Jahr:) Aber es ist nie zu spät...Oh, die Geschichte ist echt gut. Sie hat ein schönes Ende:) Woher kam die Idee, wenn ich fragen darf? Hattest du auch so eine wunderspieluhr?

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    1. Danke. :)
      Nein, aber ich habe mir immer als Kind eine solche Spieluhr gewünscht. :D

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