Montag, 12. Mai 2014

Kurzgeschichte "Wenn die Welt an Farbe verliert..."

Wenn die Welt an Farbe verliert...

Wo war ich hier? Ich konnte mich nicht erinnern wie ich hier hinein gelangt, noch daran wo genau der Ausgang war. Ich hatte Probleme alles genau zu erkennen und alle Geräusche drangen nur noch dumpf in meine Ohren. All das, jagte mir eine Heidenangst ein. So leise wie möglich schlich ich vorwärts, genau darauf bedacht meine Umgebung im Auge zu behalten. Ich musste mich in einem viereckigen Raum befinden, der voller Schrott und merkwürdigen Utensilien war. Ein äußerst dreckiger Raum. Es stank nach einer Mischung aus Hundekot und Benzin. Widerlich. Mir sträubten sich die Nackenhaare. Ob es hier irgendwo Licht gab? Ich sah hinauf zur decke, doch die Lampe war zersprungen und es hingen nur noch lose Kabel von der Decke. Das einzige Licht, fiel durch einen schmalen Spalt am Boden, viel zu klein, als das ich nach draußen hätte gelangen können.
 Es gab zwei Türen, die eine gigantisch groß und die andere wie eine normale Tür in einem Gebäude. Beide waren verschlossen. Mein Herz pochte schneller als es sollte und mit einigen hastigen Atemzügen, kam ich zurück zur Vernunft. Ruhig bleiben, das war hier das wichtigste. Da der Raum sonst völlig leer war, beschloss ich mich noch einmal genau nach jedem kleinsten Winkel umzudrehen und auch den sinnlosesten Fluchtversuch zu versuchen. Auch wenn es mit Gewalt sein musste. Ich wollte hier nur raus.
Nach einer Weile zeigte sich leider, dass es überhaupt keine Möglichkeit gab hinaus zu gelangen. Wütend trommelte ich gegen die übergroße Tür. Sie gab nicht einen Zentimeter nach. Ich stieß einen leisen Klagelaut aus und setzte mich verzweifelt auf den Boden. Was sollte ich nur tun?
Dann kam die Zeit, wo die Welt ihre Farben verlor. Die Zeit des Leidens. Des Austrocknens.

Zittrig erhob ich mich. Meine Beine trugen mich kaum noch und immer wieder knickte ich ein. Ich fühlte mich so schwach. So elend. Halb humpelnd halb taumelnd bewegte ich mich langsam auf den kleinen Spalt in der Wand zu. Röchelnd legte ich mich flach mit dem Bauch auf den Boden nieder und sog gierig die Luft ein, die von draußen hineingelangte. Doch auch das half weder gegen den Durst noch gegen den Hunger. Obwohl der Hunger nur noch ein nagendes Loch in meinem Magen war. Nichts gegen den quälenden Durst der mir allmählich den Verstand raubte. Sämtliche Knochen taten mir weh und mein Hals fühlte sich ausgedörrt und staubig an. Außerdem war ich dreckig. Da ich Stundenlang auf dem staubigen Boden gelegen hatte war meine gesamte Erscheinung nur noch grau. Alles war grau. Meine Beine, meine Ohren, Mein Rücken und sogar meine Nase. Mich würde es nicht einmal wundern wenn sogar meine Augen langsam grau wurden. Ich hatte solchen Durst.

Durst. Wasser. Durst.
Ich schaffte es keinen klaren Gedanken zu fassen. Schwebte nur noch aus einer Wolke aus Verzweiflung und quälenden schmerzen. Ich lag noch immer neben dem Spalt in der Wand und schaffte es nicht mehr mich zu bewegen. Wenn nicht bald eine Hilfe kam würde es mit mir zu Ende gehen. Wasser. Ich brauchte Wasser. Nur Wasser. Süßes, kaltes Wasser. Nass. Kalt.
Wasser....Da erfasste ein neuer unbekannter quälender Schmerz mich und riss mich hinab in die Dunkelheit.

 „Ich mach auf.“ rief Theo und sprang vom Beifahrersitz. Schnell rannte er zum Garagentor und öffnete es. „Du kannst reinfahren.“ rief er seinem Vater zu und zog bereits seinen Schlüssel für die zweite Garagentür, die zum Haus hineinführte, aus der Hosentasche. Er drehte sich um und gerade als er das Garagentor wieder schließen wollte, entdeckte er eine zusammengekauerte Gestalt in der Ecke. „Papa.“ rief er, ließ seine Schlüssel fallen und raste zu der Gestalt hinüber. Vorsichtig hob er die Rot-braune Katze, deren Fell kaum noch eine andere Farbe als Grau hatte, auf den Arm. „Papa.“ rief er erneut, doch sein Vater stand schon neben ihm. Vorsichtig nahm sein Vater ihm das kleine Bündel aus den Händen. „Lebt sie noch? Papa! Können wir ihr helfen?“ fragte Theo und tränen traten ihm in die Augen. „Ich fürchte es ist zu spät. Sie muss verdurstet sein. Sie muss sich unbemerkt hinein geschlichen haben.“ sein Vater schüttelte bedauernd den Kopf. „Sie muss sich verletzt haben.“ bemerkte Theo noch immer unter Tränen. „Wie kommst du darauf?“ fragte sein Vater und hob den Blick. Da sah auch er es. Blut hatte sich an der Stelle gesammelt, an der die Katze noch vor kurzem gelegen hatte. Da runzelte Theo plötzlich die Stirn. „Sie war aber gar nicht verletzt. Ich habe keine Verletzungen gesehen.“ sagte er verwirrt. Vorsichtig beugte er sich über die Stelle mit dem Blut und bekam große Augen. „Sieh mal Papa.,“ rief er aufgeregt und hob eine winzig kleine Gestalt aus der Ecke hervor. „Sie hat ein Baby bekommen.“ Er hob das Katzenbaby auf seinen Arm und da gab es schwach ein krächzendes fiepen von sich. „Es lebt.“ rief Theo. „War es nur eins?“ fragte sein Vater. Theo nickte und stand vorsichtig auf. „Können wir es behalten? Und nähren? Er hat ja jetzt keine Mutter mehr.“ Sein Vater schien zu überlegen. „Na gut, aber nur wenn du das Katzenfutter schleppst.“ Theo strahlte. „Ja, das mache ich. Ich glaube ich nenne ihn Jasper.“ Mit dem Katzenbaby auf dem Arm lief er eilig ins Haus. Sein Vater starrte ihm nach, die Mutterkatze noch immer auf dem Arm. Das würde eine menge Arbeit werden, das wusste er. Eine Neugeborene Katze zu nähren ohne die Mutter. Er trug das Muttertier ins Haus und legte sie vorsichtig auf ein Handtuch. Der Junge musste sie ja nicht länger sehen als nötig. Er ging zum Wasserhahn und wusch sich die Hände. Dann ging er zurück zum Handtuch um die Katze zuzudecken. Ein paar Wassertropfen fielen hinab und trafen die Katze sacht auf der Nase. Da öffnete sie die Augen. 

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