Montag, 9. Juni 2014

Schatten ; Teil 2

Schatten Teil 2

Ich war völlig außer Atem. Wieso musste der Bus immer genau dann zwei Minuten zu früh eintreffen, wenn ich einmal zu spät kam? Der Alptraum der vor einigen Tagen durch meine Nächte geschlichen war, ging mir noch immer nicht aus dem Kopf. Ich vermied es im dunklen durch die Straßen zu gehen und immer bevor ich schlafen ging, schaltete ich mein Radio an um der erdrückenden Stille zu umgehen. Und der Dunkelheit. Ich hatte mich nie im dunkeln gefürchtet. Nicht einmal als Kind hatte ich ein Nachtlicht gebraucht, was meine Mom immer sehr erstaunlich gefunden hatte, denn meine ältere Schwester Dina, hatte noch mit sechs eines gehabt. Doch seit diesem Traum schien die Dunkelheit so fremd und bedrohlich, dass ich es nicht lange aushielt. Sie war so erdrückend und das ich nicht sah, was um mich herum passierte machte mich schier Wahnsinnig. Ich redete mir ein, dass ich albern war, doch das Gefühl ließ sich auch dadurch nicht vertreiben und eine ständige Angst saß mir im Nacken. Ich war überrascht welche Macht ein einzelner Traum auf mich ausüben konnte, besonders da er mir im nachhinein betrachtet lächerlich erschien. Der Bus fuhr um eine Kurve und ich wurde in meinen Sitznachbarn gedrückt, einen rundlichen Mann der stark nach Schweiß stank. Ich versuchte nicht allzu angewidert drein zusehen und war froh, dass ich an der nächsten Haltestelle aussteigen musste. Der Bus hielt und ich sprang ins freie. Auf der anderen Straßenseite stand schon Kim und wartete auf mich. Mit schnellen Schritten hatte ich die Straße überquert und sie zur Begrüßung in die Arme genommen. „Hi.“ sagte ich. „Hey, du bist ja völlig außer Atem.“ sagte sie und sah in mein rotes Gesicht. „Ja, der Bus kam zwei Minuten zu früh und ich musste ihm hinterher rennen. Sie grinste mich an. „Das ist doch sonst nicht so deine Art. Seit wann schert es dich, ob du zu spät kommst oder nicht?“ fragte sie. Ich knuffte sie in die Seite. „Seit wir einen Biotest schreiben, für den ich endlich mal gelernt habe. Wofür das gelernte verschwenden?“
Wir betraten die Schule.

So hatte der Tag begonnen. Gut und einfach, wie in einem Film, der gerade die Friedliche Ruhe vor dem eigentlichen Hauptteil spielte. Doch war ich kein Schauspieler die in diesem Film mitspielte. Ich war eine Marionette. 

Ellen

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